Ich bin ein Töpfer wacker ...

Als am 02. September 1851 die Töpferei Frommhold durch Carl-Luis Frommhold gegründet wurde, konnte er nicht ahnen, dass sie bis in die 6. Generation fortbestehen würde.

Im Jahre 2001 feierten wir somit das 150-jährige Bestehen unseres Handwerksbetriebes.

Unser Vorfahr Carl-Luis Frommhold wurde am 26. Juni 1825 als 2. Sohn des Schneidermeisters Ernst Gotthelf Frommhold in Bischofswerda geboren. Da, wie damals üblich, immer der erste Sohn den Betrieb des Vaters übernehmen durfte, wird sich Carl Luis für den Beruf des Töpfers entschieden haben.

Es ist nicht überliefert, warum als Standort für die Töpferei die aus zwei Grundstücken bestehende Ecke Weißbacher Straße-Badweg in Königsbrück ausgesucht worden war. Zuvor sollte sich hier eine Pfeifentöpferei befunden haben.

Der Name "Frommholz", Töpfer, tritt in der Abrechnung von Lehngeldern am 1. Octbr. 1851 in den Stadtakten erstmalig auf.

Das Stadtbürgerrecht erlangte Carl-Luis als Töpfermeister am 17. April 1852. Eingetragen unter der Nummer 565.

Es gehörte schon Mut dazu, sich in Königsbrück als Töpfer zu etablieren, schließlich gab es um 1850 bereits etwa 15 Töpfereien, die sich bis 1883 auf 25 erhöhten.

Wie tüchtig und bekannt unser Töpfermeister war, läßt sich in einer interessanten Aussage einer hessischen Veröffentlichung über Geschirrhändler entnehmen. Der Geschirrhändler Ranft (1849-1934) aus Beuern bei Gießen erinnert sich:

"Dann war eine große Töpferei in Königsbrück (Sachsen) von Luis Frommhold, von der Ware bezogen wurde.
Diese war etwas glasiert und in mehreren Sorten in Koch-, Brat- und Backgeschirr, Kaffekannen usw., welche denn auch durch Wagen und Pferd von dort befördert wurden, weit bis nach Schleswig-Holstein und bis nach Westpreußen."

Die neue Eisenbahnlinie nach Königsbrück erleichterte seit 1884 den Handel wesentlich.

Meister C. Luis Frommhold übergab die Töpferei 1896 an seinen Sohn Richard, nachdem im gleichen Jahr nach 44 Ehejahren seine Frau Wilhelmine geb. Hauptmann gestorben war. Er überlebte sie 11 Jahre und starb 1907.

Richard Frommhold, geb. am 29. Januar 1863, erlernte den Töpferberuf bei seinem Vater und legte 1896 mit 33 Jahren die Meisterprüfung vor der Königsbrücker Innung ab.

Die Übernahme der Töpferei fällt in eine schwierige Zeit. Die sich rasch entwickelnde Industrie brachte wesentlich billigere und feuerfestere Porzellane, Steinguterzeugnisse und Emaillegeschirr auf den Markt. Der vorher lebensnotwendige Verkauf von alltäglichem Tongeschirr ging wesentlich zurück und viele Töpfereien waren zur Aufgabe ihrer Betriebe gezwungen.
Der 1. Weltkrieg und die noch viel schwerere Inflationszeit mußten überwunden werden.

Nach dem 1. Weltkrieg hatte sich der aus Königsbrück stammende Künstler Max Schleinitz zum Ziel gesetzt, Tonwaren mit künstlerischen Elementen zu versehen. Er gestaltete vor allem Vasen und Krüge mit geometrischen Linien, die er mit verschiedenen Blautönen bemalte. Ihm gewährte die Töpferei Gastrecht und fertigte die Gefäße bis zur Bemalung.

In diese Zeit fallen für den Fortbestand des Betriebes wichtige Entscheidungen.

Um den Ansprüchen der Käufer besser zu entsprechen, wurde zusätzlich begonnen, der Tonware ein anderes ansprechendes Aussehen zu geben.
So fällt die Umstellung von der reinen Brauntöpferei zur Bunttöpferei in die Zeit des zweiten Meisters.

Zunächst wurde das Geschirr innen mit weiß brennendem Ton ausgegossen. Für die Außenseite fand Kobaltblau Verwendung. Langsam entwickelte sich das "Lausitzer Buntgeschirr".

Vor allem für Töpfe, Kannen und Krüge, aber auch für Schüsseln wird eine weitere gestalterische Verfeinerung durch das Auftragen von weißen Punkten mit dem Malhorn erreicht. Seit etwa 1920 verwendet man dafür kleine Schwämmchen, mit denen verschiedene Muster auf die Töpfe um 1930 aufgetragen werden konnten.

Auf weißem Grund entstanden viele verschiedene Farb- und Gestaltungsmuster.

Während andere Töpfereien bereits Kohle zum Brennen verwendeten, diente in der Frommholdschen Töpferei bis 1935 ausschließlich Holz als Brennmaterial. Der durch das Holzfeuer erzeugte Glanz der Gefäße hatte viele Liebhaber und machte dem Meister die Viereckofen-Umstellung schwer. Aus Rentabilitätsgründen entschlossen sich Vater und Sohn Fritz (arbeitete seit 1920 in der Töpferei) ebenfalls zur Kohlefeuerung überzugehen.

Es wurde ein Viereckofen gebaut, der auch heute noch, wenn auch unbenutzt, erhalten ist und besichtigt werden kann.

Obermeister Richard Frommhold starb 1939, nachdem er 43 Jahre die Geschicke der Töpferei gelenkt hatte.

Fritz Frommhold, geb. am 30.08.1899, übernahm nach zwanzigjährigem gemeinsamen Schaffen mit seinem Vater 1940 den Betrieb, nachdem er bereits 1928 seine Meisterprüfung abgelegt hatte.

Sein Sohn Johannes (geb. am 27.08.1929) wollte 1944 seine Lehre als Töpfer in Naumburg an der Queis beginnen. Da die Lage an der Ostfront sich zusehends verschlechterte, lernte er im väterlichen Betrieb.

Anfang der 40-er Jahre gab es in Königsbrück nur noch zwei Töpfereien, die mit wenigen Leuten produzierten. Den Töpfern war während der Kriegsjahre nur die Herstellung von Gebrauchsgeschirr gestattet.

Immerhin war es noch gelungen, 1940 eine Eindrehspindel mit Riemenantrieb zu erwerben. Damit wurde das Eindrehen von verschiedenen Töpfen und Schüsseln in Gipsformen möglich.

Da inzwischen alles knapp war, konnte die Ware gut abgesetzt werden. Kohle aus den nahen Gruben der Lausitz und Ton vom Thonberg waren noch zu erhalten.

Ein ebenfalls 1940 angeschaffter elektrischer Tonschneider ermöglichte die Tonzurichtung in der eigenen Werkstatt. Mit Geschick den Betrieb über Wasser zu halten, hatte Meister Fritz im Laufe seines Arbeitslebens wahrlich gelernt.

Am Ende des Krieges wurde die Stadt Königsbrück in Kampfhandlungen verwickelt. Am härtesten traf es dabei unsere Töpferei. Als Flugzeuge am 21. April 1945 mit Leuchtspurmunition die Stadt beschossen, brannte die Töpferei zusammen mit zwei angrenzenden kleineren Häusern völlig aus. das Ausmaß erklärt sich durch die Lagerung von Teerfässern im Nachbarhaus. Der Familie war außer wenigen Habseligkeiten nichts geblieben. Es war noch besonders schmerzlich, dass die in der Töpferei aufbewahrte Innungslade mit den wertvollen Dokumenten auch ein Opfer der Flammen wurde.

Die Familie gab jedoch nicht auf. Als nach Kriegsende der Meister von der Stadtverwaltung gebeten wurde, seine Arbeit in der verwaisten Töpferei Schwarz im Marktgässchen wieder zu beginnen, ließ er sich nicht betteln.

Inzwischen war die Not im Lande ziemlich groß. Töpfereierzeugnisse waren dringend gefragt. Die Produktion lief zügig an.

Gleichzeitig wurde begonnen, den ausgebrannten Stammbetrieb wieder aufzubauen und gleichzeitig das Ladehaus aufzustocken.
Es lässt sich nicht vermitteln, welche Widerstände dabei zu überwinden waren. Aber es wurde geschafft.

Am 4. November 1948 konnte der Betrieb wieder am Stammsitz arbeiten.

Inzwischen hatten sich die allgemeinen Lebensbedingungen der Bewohner unseres Landes verbessert. Nun wurde der westlichen Wirtschaftswunder-Welt im getrennten Deutschland nachgeeifert. Dabei kamen die einfachen Tonware aus der Mode und der Absatz verschlechterte sich. Ein Handel mit den alten Kunden in Westdeutschland und dem Ausland war durch die starren Formalitäten in der Deutschen demokratischen Republik fast unmöglich. Selbst der Bezug von Rohmaterial bereitete immer mehr Probleme.

Durchstehvermögen war gefragt. Es wurde immer wieder ein Weg gefunden, der die weitere Existenz des Betriebes ermöglichte. Die Familie hat schwer gearbeitet.

Trotzdem war zu jeder Zeit ein Besuch in der Töpferwerkstatt ein Erlebnis. Jeder der kam wurde freundlich aufgenommen. Mancher hat beim Summen der Drehscheibe und dem trockenen Humor der Töpfer seine Sorgen vergessen und sich auf der Bank vor dem gemütlichen Kachelofen in der Werkstatt Körper und Seele aufgewärmt.

Viele begeisterte Kenner und Freunde der Töpferkunst aus nah und fern kehrten gern hier ein. Sie erfreuten sich an den immer wieder neu entstandenen schönen Erzeugnissen.

Malerin Rentsch

Bei diesem Betriebsklima erhielten auch die Mitarbeiter wichtige Impulse und Freude am Handwerk bei allem täglichen Arbeitsgeschehen. Viele Gesellen haben durch ihr Können an der Drehscheibe dem Betrieb mit zu Ansehen verholfen. Das galt auch für die Malerinnen, die mit viel Kreativität die Auszier der Gegenstände vornahmen. Mancher Lehrling, der bei Frommhold das Handwerk lernte, ist später ein gestandener und anerkannter Meister geworden.

Aber weiter in der Familiengeschichte:

Den plötzlichen Tod seiner Frau und Mitstreiterin Maria im Sommer 1979 hat Meister Fritz gebeugt überlebt. Er wurde schon am 02.10.1980 neben sie gebettet.

1980 übernahm Johannes Frommhold, geb. am 27.08.1929, den Betrieb.
Sein Lebensweg unterscheidet sich wenig von dem seines Vaters. Wie schon erwähnt lernte er ab 1944 im väterlichen Betrieb und legte 1947 die Gesellenprüfung ab. 1957 heiratete er Marianne Bischoff aus Schmorkau. Ihrer Ehe entstammen die Söhne Lutz (geb. 22.08.1961) und Jens (28.08.1964).
Die Meisterprüfung legte Johannes Frommhold 1970 ab.

Am Arbeitsgeschehen konnte sich nach dem Tod des Vaters nur wenig ändern. Er und seine Frau waren in all den gemeinsamen Jahren in das Arbeitsgeschehen der Töpferei fest eingebunden und hineingewachsen.
Sie hatten gelernt, sich zu bescheiden, denn der Familienbetrieb ließ keine großen Sprünge zu. Mit wenigen Arbeitskräften wurde er am Leben gehalten.

Schließlich hatte die Töpferei dann doch noch etwas Glück, als der Umgang mit Tonerzeugnissen wieder in Mode kam. Durch die allgemeine wirtschaftliche Abkopplung unseres Landes hatten die Menschen sich eingerichtet. Das galt auch für das Handwerk.

Mit Kraft, Kreativität aber auch Freude übernahm Jens Frommhold 1994 vom Vater den Betrieb. Nun bringt der Altmeister, wie auch die Vorväter, seine Erfahrung ins Betriebsgeschehen ein.

Die Frommholdsche Töpferfamilie hat 150 Jahre am Ort durchgehalten und allen Widerwärtigkeiten getrotzt.
Das war ein Anlass, um stolz und voller Freude das Betriebjubiläum zu begehen.

Inzwischen wird die Ware aus unserer Töpferei wieder weltweit vertrieben und hat viele Anhänger.

Auszüge aus der Broschüre Töpferei in Königsbrück vom Heimatverein Königsbrück